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Rocky trip to Sedbergh Part 1
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Den Willen hatte ich, den Weg musste ich mir echt suchen.
Schon soooo lange habe ich mir das gewünscht: einen Workshop bei der bekannten britischen Strickdesignerin Marie Wallin besuchen. Aber Du kennst das ja: es ist zu weit weg… die Zeit reicht nicht… der Aufwand ist zu gross… wie komme ich da hin…? Lauter Stolpersteine, die mir den Wind aus den Segeln genommen haben. Nur: wenn Du etwas wirklich, wirklich möchtest, findest Du den Weg dorthin. Where there is a will, there is a way. Oder?
Ich sass Ende Juni am Küchentisch beim Kaffee, die Strickarbeit auf dem Schoss und arbeitete gleichzeitig meine Mails ab. Da! Ein Newsletter von Marie Wallin verriet mir, dass beim nächsten Workshop Anfang September tatsächlich noch zwei Plätze frei sind. Herzklopfen… wüürkli?
Uuuuuiii, ja da muss ich einfach zuschlagen. Ich folgte meinem ersten Impuls und rasend schnell tippte ich meine Angaben in das Anmeldeformular. Senden – und schon bekam ich die Bestätigung. Oh was für ein schöner Augenblick: tatsächlich bin ich meinem lang gehegten Traum einen Schritt näher gekommen.
Sofort googelte ich den Veranstaltungsort: Farfield Mill in Sedbergh. Ist ja ein Klacks, das schaffe ich bestimmt. Mit fliegenden Fingern suchte ich mir Flüge und Züge raus. Doch dann kam die Ernüchterung: das ist schwieriger als gedacht. Also habe ich mir Hilfe bei der Reiseberaterin meines Vertrauens geholt. Danke Trix, dass Du alles was buchbar war, für mich gebucht hast.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommst Du da nicht hin, das musste ich ziemlich rasch einsehen. Aber ein Auto mieten? Ab Manchester Flughafen durch die Stadt mit Linksverkehr 2 Stunden nach Sedbergh fahren? Hmmmm… da muss es doch eine andere Möglichkeit geben.
Naja, was soll ich sagen: die Reise nach Sedbergh wurde zu einer sehr, sehr holprigen Geschichte. Die Vermieterin meines Cottages meinte nach meiner Ankuft: Oh Lovely, you had a rocky Trip. Ja, das trifft die Sache wohl im Kern.
Zuerst verpasste ich den Anschlussflug von Amsterdam nach Manchester. Ist ja nicht so eine grosse Sache, wirst Du jetzt sagen. Aber: auf die Umbuchung musste ich 2 Stunden warten, der Schalter der Fluggesellschaft war total überlastet. Als ich endlich einen neuen Flug hatte, sah ich, dass der Anschluss mit dem Zug wohl nicht mehr zu schaffen war. Ok, dachte ich, dann bleibe ich eine Nacht in Manchester und fahre am nächsten Tag weiter – ich hatte ja genug Zeit dafür eingeplant. Ich wollte mir also einen neuen Plan zurecht legen als ich mit Schrecken feststellte: an den beiden darauffolgenden Tagen streikt die Bahn auf der Strecke nach Lake District! Das darf doch wohl nicht wahr sein. Also gab es genau zwei Möglichkeiten: entweder ich schaffe es am selben Tag nach Sedbergh, oder mir bleibt nur noch der Linksverkehr…
Eingequetscht zwischen zwei (sehr!) starke Männer und mit einem schreienden Baby direkt hinter mir verbrachte ich die Zeit im Flugzeug von Amsterdam nach Manchester.
Du hättest mich sehen sollen: kaum in Manchester gelandet, hechtete ich zum Gepäckband, schnappte mir meinen Koffer, flitzte durch die Passkontrolle und rannte zum Bahnhof. Genau 35 Minuten hatte ich zur Verfügung. Wenn Du Manchester kennst, weisst Du, dass es ein ganz schönes Stück zu Fuss ist bis zu den Zügen. Aber ich gab alles. 5 Minuten vor Zugabfahrt stand ich verzweifelt vor der Schranke und versuchte mein Billett zu lösen. Denn man kann nicht wie bei uns einfach in den Zug einsteigen: nein, Du braucht ein Billett genau für diese eine Verbingung und kommst nur mit QR-Code durch die Schranke.
Dieser Moment, wenn Du auf den Download wartest und genau weisst: wenn ich den Zug nicht erwische war’s das.
Ich muss einen ganz erbärmlichen Eindruck gemacht haben wie ich so verzweifelt vor der Schranke stand. Ein mitfühlender Mitarbeiter des Bahnhofs hat sich meiner erbarmt und die Schranke für mich geöffnet. Ich rannte den Steg hinunter, um die Kurve und sah, wie der Kondukteur das OK zur Abfahrt gab. Ich hechtete durch die einzige noch offene Türe und schon setze sich der Zug in Bewegung. Muss ich noch erwähnen, dass ich total verschwitzt mit einem Puls von 180 und ziemlich durch den Wind war?
Zum Glück bekam ich an Bahnhof Lake District sofort ein Taxi und völlig erschöpft kam ich in meinem süssen Cottage abends um 21.00 an. Kurz unter die Dusche und ab ins Bett. Ich glaube, ich habe nicht geschlafen; ich bin ins Koma gefallen.